Das
"Rundfunk Sinfonieorchester Leipzig"
Dort spielte mein Onkel
Bertram Barth Cello. Das war eines der vier großen
klassischen Orchester der DDR.
Bertram hat mich zur Musik gebracht. Deshalb auch diese Seite über sein
Wirken, denn wie schnell ist alles vergessen.
Mein Onkel, geboren am 5.März 1933, studierte in Berlin an der Hochschule
für Musik Cello. Vorher war er in diversen
Big Bands als Basser, Saxophonist und Klarinettist tätig, denn nach dem
Krieg 1945 war amerikanische Big Band Musik
angesagt. Da gab es das Orchester Fritz Fischer. Dazu sammle ich noch
Daten, was langsam immer schwerer wird :-)
Interessant wie Bertram zur klassischen Musik kam, aber nie den Swing
vergaß. Ich kenn es nur vom Erzählen: Bertram
schmiss das Gymnasium. Statt in die Schule nach Thum zu gehen, ging
er zu Fritz Fischer in den Instrumentalunterricht,
Klavier und Klarinette. Mein Vater, Manfred Barth, der ein Jahr älter war
als Bertram, musste ihn in Thum im Gymnasium
wegen Krankheit entschuldigen. Das ging nicht lange gut, die Geschichte
flog natürlich auf. Er musste das Gymnasium ohne
Abschluss verlassen. Heutzutage kein Ding mehr aber damals war das schon
ein Relikt.
Sein, -ich sag mal- Freigeist hat mich immer begeistert und gedanklich
mitgenommen. Wie er zum Cello kam, weiß ich leider
nicht. Auf alle Fälle hat er sich mit diesem Instrument dann an der
Hochschule in Berlin beworben und wurde genommen. Nach der
Hochschule war er lange Zeit in Riesa im Orchester Solocellist. Dann kam
Leipzig und da war er stolz darauf dort mitspielen zu können.
Die alten Wurzeln zum Jazz und Swing hat er nie vergessen und wir konnten
nächtelang über Musik sprechen. Dann war Bertram ein wandelndes
Lexikon, sprach, -ich muss betonen damals in
dieser umzäunten DDR Zeit-, englisch, russisch, spanisch und italienisch, was ihm natürlich bei
den vielen Reisen des Orchesters zu gute kam. Die
Sprachen hat er sich selbst beigebracht.
Hier einen Teil des Orchester
mit Chefdirigent Wolf-Dieter Hauschild am Cembalo. Mein Onkel
Bertram Barth steht
ganz rechts. Er spielte im Orchester
Cello und in der "Pro Art Antiqua Lipsiensis", einem Teil des Orchesters,
Viola da Gamba.
Zu "Pro Arte Antiqua Lispiensis" sagte Bertram gerne und liebevoll
meine alte Musik.
PAAL
veröffentlichten auch 1980 eine LP bei
Amiga: "Pro Arte Antiqua Lispiensis spielt Telemann" auf
Originalinstrumenten.
Das war eine Kammermusikvereinigung die
sich 1966 gründete und sich zur Aufgabe gemacht hat, Kammermusik des
17. und 18. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten zu spielen,
spieltechnisch das originale Klangbild von damals zu
reproduzieren. Das war damals Neuland. Heute wird diese alte
Spielweise gerne gepflegt und weiter entwickelt, um auch
eingefahrene Strukturen im Klang des klassischen Bereichs
aufzubrechen. Saiteninstrumente spielen z.B. ohne Tremolo, leider
kenn und weiß ich da zu wenig. Man muss das hören, um die
Unterschiede zu den herkömmlichen Klängen im klassischen
Orchesterbetrieb zu kennen und schätzen.
Bertram mit Cello ...
....hier mit Fritz Fischer ( li.) in seiner Combo an der Klarinette ( re.).
Bertram spielte noch Klavier und Kontrabass